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Sommerreihe

 

 

Anjuli Theresa Wiencke-Aschenbrenner, LL.M. im Porträt

 

Vereinbarkeit bedeutet auch, sich selbst nicht zu verlieren.

 

 

 

 

Anjuli Theresa Wiencke-Aschenbrenner, LL.M., Associate bei Jones Day in München und Mutter von zwei Kindern, im Rahmen der Sommerreihe über ihre Auffassung von Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ihr Modell zum Wiedereinstieg nach der Geburt ihres ersten Kindes und die größten Herausforderungen im Alltag.

Was macht für Dich „Vereinbarkeit“ von Beruf und Familie aus?

Meines Erachtens kann man eine gesunde Balance nicht nur daran fest machen, dass man pünktlich das Büro verlässt, um seine Kinder aus dem Kindergarten oder aus der Krippe abzuholen. Natürlich gehört das auch dazu. Zusätzlich bedeutet Vereinbarkeit für mich, trotz familiärer Verpflichtungen im Job „ganz normal“ auf der Karriereleiter voranschreiten zu können, inklusive der Beförderungen und Gehaltserhöhungen. Ebenfalls gehört dazu, als Familie seinen Alltag gut und routiniert bewältigen zu können. Das ist wohl auch das, was die meisten Menschen unter Vereinbarkeit von Familie und Beruf verstehen.

Des Weiteren ist für mich ganz wichtig, dass man sich trotz all dieser Aufgaben nicht selbst verliert. Das heißt, dass man es hinbekommt, seine berufliche Rolle auszufüllen, Mutter und Ehefrau zu sein und dabei gleichzeitig nicht „verbrennt“ und das Gefühl hat, überhaupt keine Zeit mehr für sich selbst und seine Hobbies, Ehrenämter und Freund*innen zu haben. Im Alltag ist es gar nicht so einfach, diesen Spagat zwischen Karriere, Familie und sich selbst zu meistern. Aber all das macht für mich Vereinbarkeit von Beruf und Familie aus.

Wie organisierst Du den Alltag mit Beruf und Familie?

Dahingehend habe ich nach der Geburt meines erstens Kindes viel dazu gelernt. Derzeit bin ich in Elternzeit mit meinem zweiten Kind. Ich kann daher eher über die Zeit nach der Geburt meines ersten Kindes sprechen.

 

Es ist sehr wichtig, dass man sich innerhalb der Familie gut organisiert. Mindestens genauso wichtig ist es, dass man eine Krippe bzw. einen Kindergarten hat, auf den bzw. die man sich verlassen kann sowie mindestens ein bis zwei weitere Back-Up-Optionen, wie z.B. eine(n) Babysitter*in und ggf. Großeltern. Wir persönlich haben keine Großeltern vor Ort in München. Wir haben allerdings das Glück, dass wir in einer Community leben, in der uns Nachbar*innen und Freund*innen sowie unsere Babysitterin, die ebenfalls in der Nachbarschaft wohnt, unterstützen. Natürlich braucht man aber auch eine(n) Partner*in, auf den bzw. die man sich verlassen kann und der bzw. die sich genauso gleichberechtigt um die Kinder kümmert. Natürlich gelingt es auch den vielen Alleinerziehenden, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. Ich denke aber, dass es auch dann wichtig ist, Menschen im persönlichen Umfeld zu haben, die einen unterstützen und denen man vertraut.

Im Alltag passieren immer wieder unvorhergesehene Dinge. Entweder im Rahmen der Arbeit oder mit den Kindern. Zum Beispiel wenn ein Kind krank wird und deshalb nicht in den Kindergarten gehen kann oder wenn der Kindergarten selbst aus irgendwelchen Gründen geschlossen hat. Das ist uns im letzten Winter immer wieder passiert. Auf so eine Eventualität muss man vorbereitet sein, wenn man arbeitet. Nur wenn ich weiß, dass meine Kinder in der Zeit, in der ich arbeite, gut betreut sind, kann ich mich unbeschwert auf die Arbeit konzentrieren. Zusätzlich ist es wichtig, dass man einen Beruf hat, der eine gewisse Flexibilität mit sich bringt bzw. ermöglicht. Hilfreich sind Vorgesetzte, die Verständnis dafür mitbringen, dass der Alltag mit Kindern, trotz mehrerer Back-Up-Optionen, nicht immer planbar ist.

All das habe ich am Anfang unterschätzt! Vor der Geburt meines ersten Kindes dachte ich, ich würde keine weitere Unterstützung brauchen, wenn ich in Teilzeit arbeite. Mit der Zeit habe ich verstanden, dass ich nicht alles alleine machen kann und muss – dafür ist der Bereich, in dem ich tätig bin, zu dynamisch (und das Leben mit Kindern auch). Ich würde daher empfehlen sich über all diese Dinge bereits frühzeitig Gedanken zu machen.

Was empfindest Du als die größte Herausforderung und wie gehst Du damit um?

Die größte Herausforderung für mich als Feministin ist, meine politischen und soziologischen Ideale in der eigenen Familie zu leben. Das bedeutet für mich, dass ich mir in meiner Familie Gleichberechtigung und grundsätzlich ein 50:50 Modell wünsche. Das allerdings in einen Alltag zu integrieren, der gewisse Strukturen vorgibt, ist sehr schwierig. Mein Mann ist Partner in einer Großkanzlei. Er kann und möchte nicht „nur“ 50% arbeiten. Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Aber dann ein Modell umzusetzen, das für beide passt, empfinde ich als sehr herausfordernd.

Als mindestens genauso schwierig empfinde ich es, die doch sehr tief internalisierten patriarchalen Strukturen bei mir selbst aufzubrechen. Zum Beispiel habe ich, wenn ich meine Kinder in die Fremdbetreuung gebe, schon hin und wieder mit Schuldgefühlen zu kämpfen. Die meisten arbeitenden Männer, die ich kenne, plagen solche Gefühle und Gedanken nicht, wenn sie im Büro sitzen. Den Umgang mit diesen Schuldgefühlen sowie dem Druck beider Seiten, das heißt der als Mutter sowie der als Rechtsanwältin, stets gerecht werden zu müssen, empfinde ich als echte Herausforderung.

Wie hast Du den Wiedereinstieg in den Beruf nach der Geburt Deines ersten Kindes konkret ausgestaltet?

Ich bin 14 Monate nach der Geburt meines ersten Kindes wieder in Teilzeit in der Großkanzlei eingestiegen. Ein Jahr Elternzeit war und ist für mich in der Zeit, in der die Kinder so klein sind, nicht verhandelbar. Ich glaube fest daran, dass die ersten drei Lebensjahre eines Kindes für das „Attachment“ da sind. Das ist ein Begriff aus der Erziehungspsychologie. Es geht dabei darum, dass die Kinder in den ersten drei Lebensjahren Vertrauen lernen und Bindungen aufbauen. Diese Bindung sollte meines Erachtens in erster Linie von den Eltern ausgehen. Das ist natürlich ein Thema, bei dem jede Familie eine eigene Entscheidung treffen muss. Ich glaube auch nicht, dass Kinder, eine schlechtere Bindung aufbauen, wenn sie ganztags betreut werden. Für mich wäre das allerdings kein Modell. Mir ist wichtig, dass meine Kinder mich in ihren ersten drei Lebensjahren um sich haben und Zeit mit mir verbringen. Ich möchte nicht, dass meine Kinder mich zu wenig sehen, weil ich bis spät abends in der Kanzlei sitze. Ich arbeite viel und gerne und mache alles, was von mir verlangt wird. Gleichzeitig möchte ich meine Kinder nachmittags abholen und an ihren Leben teilhaben. Ich möchte sie zu ihren Nachmittagsaktivitäten begleiten und mit ihnen Dinge unternehmen, soweit möglich. Daher war für mich direkt zu Beginn klar, dass ich in den ersten Lebensjahren meiner Kinder in Teilzeit arbeiten möchte. Sicherlich hat bei dieser Entscheidung auch der Bereich, in dem ich arbeite, eine Rolle gespielt. Ich arbeite im Bereich M&A / Private Equity. Das ist ein transaktionsgetriebenes Rechtsgebiet, in dem viele Dinge nicht so vorhersehbar und planbar sind, wie vielleicht in anderen Rechtsgebieten oder in anderen juristischen Berufen. Für meine Familienphilosophie kommt es da einfach nicht in Betracht in Vollzeit zu arbeiten.

Glücklicherweise habe ich einen Arbeitgeber gefunden, der mir eine Arbeit in Teilzeit nach meinen Vorstellungen ermöglicht hat. Dafür bin ich sehr dankbar. Aufgrund der desaströsen Kitasituation in München hat mein erstes Kind zunächst nur einen Platz für eine sogenannten Spielgruppe in München bekommen. Das bedeutete für uns eine Betreuung an drei Tagen und das nur jeweils für einen halben Tag. Daher mussten wir eine Babysitterin engagieren, die uns zusätzlich unterstützt. Diese hat sich einen halben Tag um unser Kind gekümmert, damit ich arbeiten konnte. Ich habe dann den anderen kitafreien Tag übernommen. Mein Mann war natürlich ebenso für unser Kind da. Es gab Situationen, in denen er sich, auch wenn er in Vollzeit arbeitet, um unser Kind gekümmert hat, zum Beispiel wenn es krank war. Unser Kind war auch schon mit mir oder meinem Mann im Büro, wenn es nicht anders ging. Die Flexibilität, die uns unsere Kanzleien geboten haben, mussten wir in der Hinsicht ab und zu ausschöpfen. Diese Flexibilität hat es uns ermöglicht, dass wir die Zeit, in der wir nur eine Betreuung an drei Tagen hatten, irgendwie hinter uns gebracht haben. Diese Zeit war für uns sehr anstrengend. Wir sind froh, dass unser erstes Kind dann irgendwann einen vollen Kindergartenplatz bekommen hat.

Mein Modell war so ausgestaltet, dass ich von Montag bis Donnerstag bis jeweils nachmittags im Büro war. Freitags hatte ich „frei“, das heißt, ich habe mich um unser Kind gekümmert. Es war für mich aber kein Problem, mich unter der Woche abends, wenn unser Kind im Bett war, oder am Wochenende, noch einmal an den Computer zu setzen, wenn das Tagesgeschäft es gefordert hat. So konnte ich gewährleisten, dass ich die Nachmittage immer für unser Kind frei hatte. Teilweise problematisch ist, im Hinblick auf den Bereich M&A / Private Equity, dass es nicht unbedingt möglich ist, schon früh morgens anzufangen zu arbeiten. Meistens entwickelt sich das Tagesgeschäft erst im Laufe des Vormittags. Wenn nicht gerade noch eine Aufgabe vom Vortrag offen ist, hat man früh morgens nicht viel zu tun. Das ist in anderen Berufen vielleicht etwas besser zu organisieren. Mein Bereich bringt es mit sich, dass wenn ich nachmittags gehen muss, ich quasi zur Hochzeit der Arbeit gehe. Dann kann es sehr gut sein, dass ich abends noch etwas fertig mache. Das ist sozusagen der „Preis“ für die mir gewährte Flexibilität. Das ist für mich aber kein Problem.

Hast Du den Eindruck, dass sich Mütter oft für die Entscheidung, nach der Geburt wieder in Voll- / Teilzeit zu arbeiten, rechtfertigen müssen?

Ja! Ich habe auf jeden Fall das Gefühl, dass man sich für diese Entscheidung rechtfertigen muss. Ich habe es selbst im privaten Bereich erlebt, dass der ein oder andere von mir erwartet hat, ich würde länger zu Hause bleiben. Natürlich ist das eine sehr individuelle Frage und jeder Mutter / jedem Vater selbst überlassen, was er / sie tun möchte und wie man das Familienleben konkret ausgestaltet. Man muss sich ein dickes Fell zulegen und immer wieder vor Augen führen, dass man das für die eigene Familie passende Modell verfolgt.

Ich habe viele Jahre in meine Ausbildung gesteckt, ich arbeite gerne und ich möchte, dass meine Karriere weitergeht. Deswegen gehe ich nach einem Zeitpunkt, der für meine Familie und mich richtig ist, wieder zurück in die Kanzlei. Mir persönlich war wichtig, dass mein Kind zumindest laufen und in Grundzügen sprechen kann, bevor ich es in die Krippe gebe. Auch darüber scheiden sich natürlich die Geister und nicht jede Familie hat den Luxus, so lange warten zu können. Ich bin mir meiner Privilegien in dieser Hinsicht bewusst uns sehr dankbar dafür. Als mein Kind so weit war, und die erste Covid-Phase überstanden, konnte ich es guten Gewissens in die Krippe geben. Ich hatte natürlich trotzdem mit Schuldgefühlen zu kämpfen. Aber ich weiß, dass es für meine Karriere und meine Familie die richtige Entscheidung war und ist. Ich weiß, dass mein Kind sehr glücklich ist. Wenn man sich die Familie dann in 20 Jahren in der Rückschau anschaut, glaube ich, dass es gerade, was die Dynamiken zwischen Mann und Frau angeht, sehr gesund ist, wenn beide Eltern arbeiten, zum Familieneinkommen beitragen und man als Partner*in unabhängig ist.

Es gibt diese Sprüche unter berufstätigen Müttern, dass man es niemanden recht machen kann. Es ist vollkommen egal, ob man zuhause bleibt oder arbeitet. Es gibt immer eine Gruppe von Leuten, die kritisieren, wofür man sich entschieden hat. Wenn man zu Hause bleibt, gilt man vielleicht als bequem und naiv. Wenn man allerdings „zu früh“ wieder anfängt, lässt man sein Kind im Stich. Ich kann hier natürlich nur anekdotische Eindrücke wiedergeben, aber ich habe in Bayern schon einige Menschen getroffen, die ganz selbstverständlich davon ausgegangen sind, dass man mindestens drei Jahre zu Hause bei der Familie bleibt. Das ist ein Mindset, dass ich aus dem Norden Deutschlands und Berlin, wo ich lange Zeit gelegt habe, nicht kenne. In vielen juristischen Bereichen gestaltet sich der Wiedereinstieg sehr schwierig, wenn man drei volle Jahre zu Hause bleibt. Insbesondere in einem so dynamischen Umfeld, wie einer Großkanzlei. Die Rechtfertigung in dieser Hinsicht ist ein täglicher Kampf und Mütter haben es hier immer noch schwerer als Väter. Das wäre natürlich nicht so, wenn Männer genauso viel Elternzeit nehmen würden, wie Frauen. Wenn es wirklich gesunde 50:50 Modelle geben würde und von vornherein klar wäre, dass beide Partner*innen für eine gewisse Zeit aus dem Job rausgehen und sich um die Kinder kümmern, hätten Frauen im Job eine bessere Verhandlungsposition. Und ich spreche da nicht nur von den obligatorischen zwei Monaten Elternzeit, die Väter nehmen. Wenn sich die Gesellschaft dahingehend entwickeln würde, wäre das schön. Dann hätten es Mütter, die wieder zurück in den Job gehen, nicht so schwer wie derzeit.

Gibt es einen Zeitpunkt, der sich „am besten“ für die Familiengründung eignet? Wo siehst Du Vor- und Nachteile?

Ich glaube, dass es durchaus funktionieren kann, die Kinder bereits im Studium oder Referendariat zu bekommen. Mit dem Job-Start ist man dann nämlich schon „aus dem Gröbsten raus“ und kann sich mehr auf die neuen Aufgaben konzentrieren. Auch gestaltet sich die Kinderbetreuung mit fortschreitendem Alter der Kinder einfacher. Die Kinder sind länger beschäftigt, sodass man nach hinten raus länger arbeiten kann. Man ist durch die Kinderbetreuung zeitlich nicht mehr so stark gebunden ist. Das kann ich zwar nicht aus eigener Erfahrung berichten, aber mir wurde das mehrfach von Freund*innen und Bekannten berichtet.

Einen wesentlichen Vorteil Kinder erst zu bekommen, wenn man schon etwas länger im Beruf ist, sehe ich darin, dass man reifer ist und beruflich bereits „etwas geschafft hat“. Ein großer Nachteil ist jedoch, dass man seine Karrierelaufbahn für die Familiengründung unterbrechen muss. Dadurch wird man häufig anders bewertet als seine Kolleg*innen und schreitet daher langsamer auf der Karrierelaufbahn voran.

Bei mir ist es so gelaufen, dass ich meine Kinder nach einiger Zeit Berufserfahrung bekommen habe. Das war für mich so okay. Zuvor hatte ich auch überlegt bereits im Referendariat ein Kind zu bekommen. Man muss aber natürlich dafür bereit sein, so früh ein Kind zu bekommen. Das war ich aus verschiedenen Gründen nicht. Klar frage ich mich jetzt rückblickend, ob ich nicht doch schon im Referendariat ein Kind hätte bekommen sollen. Dann hätte ich jetzt nicht diesen Einbruch in meiner Karrierelaufbahn. Allerdings habe ich die ersten Monate mit meinen Kindern als sehr intensiv erlebt. Da hätte ich nebenbei nicht unbedingt noch Lust gehabt, mich zusätzlich auf ein Staatsexamen vorzubereiten. Auch muss man alterstechnisch und „vom Kopf her“ im Studium oder Referendariat bereit fürs Kinder bekommen sein. Das kommt immer darauf an, wie man sich fühlt. Letztlich ist das von vielen Faktoren abhängig und jede(r) muss für sich schauen, wann es am besten passt und wann man sich bereit fühlt.

Wo besteht Deines Erachtens noch Handlungsbedarf, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern?

Das ist für mich ganz klar! Bei den Arbeitergeber*innen und den Männern!

 

Wenn Männer familienpolitisch die gleichen Dinge einfordern würden, wie Frauen, hätten es Frauen im Berufsalltag leichter. Damit meine ich beispielsweise dafür einzustehen, dass man mehr Zeit mit der Familie verbringen möchte und sich daher ggf. für eine gewisse Zeit eine Position mit einer anderen Person teilen muss. Das sollte einhergehen mit dem Einfordern von mehr Elternzeit sowie Flexibilität im Arbeitsalltag. Wenn dieses Signal bei einem Bewerbungsgespräch auch von Männern ausgehen würde, gäbe es zwischen weiblichen und männlichen Mitarbeitenden keine Unterschiede mehr. Männer müssen bei ihren Arbeitgeber*innen genauso für ihre Familien einstehen, wie das heute leider überwiegend Frauen machen bzw. wie sie überwiegend gelesen werden. Nur dann kann Gleichberechtigung gelebt werden und Frauen können die gleichen Chancen wie Männer haben. Das ist extrem wichtig. Ich will das nicht verallgemeinern, aber natürlich müssen Männer auch im Privaten generell ein größeres Engagement für die Familie zeigen. Insbesondere eine größere Bereitschaft selbst beruflich für eine gewisse Zeit zurückzutreten und ein 50:50 Modell in Erwägung zu ziehen.

 

Auch im Hinblick auf die Arbeitgeber*innen ist in allen Bereichen noch viel zu tun. Es kann nicht sein, dass Frauen mit gleichen oder vielleicht sogar besseren Leistungen, durch die Schwangerschaft und Geburt eines Kindes, die ja eigentlich ein glückliches Ereignis ist, in der Karriereleiter zurückgeworfen werden und dadurch langsamer voranschreiten. Viele Frauen entschieden sich deswegen sogar direkt gegen eine Karriere in der Großkanzlei oder steigen „rechtzeitig“ aus, um einen Job zu wählen, der familienfreundlicher ausgestaltet ist. Das ist sehr schade und führt dazu, dass viele Frauen aus dem Beruf als Rechtsanwältin bereits nach wenigen Jahren ausscheiden. Viele Arbeitgeber*innen verlieren so viele gute Leute, die sie eigentlich halten sollten. Es müssen daher zukünftig (noch mehr) attraktive Angebot zum Ausgleich geschaffen werden.

 

Vielen Dank für das spannende Interview!

Hamburg / München, 20. Juli 2023. Das Interview führte Lina Runge. 

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