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Friederike Gräfin von Brühl

Dr. Friederike Gräfin von Brühl, M.A., im Porträt

 

"Meine Leidenschaft ist die Kunst."

Dr. Friederike Gräfin von Brühl, M.A., Partnerin bei K&L Gates mit Schwerpunkt IP/IT-Recht und Kunstrecht, im Interview mit breaking.through über sinnvolle Zweitstudien und gute Leistung als das beste Aushängeschild. 

Liebe Friederike, du bist Partnerin einer amerikanischen Großkanzlei und wirst von BestLawyers/Handelsblatt als führende Anwältin für Kunstrecht empfohlen. Dazu bist Du Podiumsmitglied verschiedener Diskussionsrunden, Autorin, Dozentin an der FU Berlin – und Mutter von drei Kindern. Wie ist das alles möglich?

Das ist kein Spaziergang! In meinem Leben gibt es sehr unterschiedliche Facetten, die mir alle unabhängig voneinander wichtig sind. Das verlangt Kraft, aber es lohnt sich.

Ob und wie sich die verschiedenen Ebenen vereinbaren lassen, ist meiner Ansicht nach eine Frage des Typs und auch der persönlichen Biographie. In meiner Biographie spielt definitiv eine Rolle, dass mein Mann und ich die Familie als gemeinsame Aufgabe ansehen.

Du hast in Freiburg neben Jura auch Kunstgeschichte studiert. Wusstest Du damals schon, dass Du später Kunstrecht praktizieren willst? Braucht es ein Zweitstudium oder einen weiteren Abschluss, um als Juristin im Bereich der Kunst zu arbeiten?

Meine Leidenschaft ist die Kunst. Deswegen wollte ich von Anfang an Kunstgeschichte studieren. Das Jurastudium war anfangs nur ein Zugeständnis an meine Eltern. Ich habe aber gleich in den ersten Semestern gemerkt, dass mir Jura liegt, und irgendwann wurde mir klar, wie ich beides - Jura und Kunst - kombinieren kann. Die Kenntnisse aus meinem Kunstgeschichtsstudium sind für meine tägliche Tätigkeit nicht wirklich nötig, aber zum Verständnis bestimmter Mandate hin und wieder hilfreich. In meinem Schwerpunkt IP/IT-Recht komme ich natürlich ohne Kunstgeschichtskenntnisse aus.

Welcher Teil Deiner Tätigkeit bereitet dir am meisten Freude? Wo stecken die größten Herausforderungen?

Mit gefällt die Spannung im Gerichtssaal oder in einer komplexen Verhandlung. Mit gefällt, Probleme zu knacken, vor allem wenn sie kniffling sind. Und mir gefällt, wenn man das Gefühl hat, seinem Mandanten guten Service bieten zu können.

Die größte Herausforderung ist, wenn es bei allen Mandanten gleichzeitig brennt und der Tag wie immer nur 24 Stunden hat.

Welche Rolle spielt der Dissertationstitel für eine Frau in Deinem Tätigkeitsbereich? Wie wichtig ist ein gutes Netzwerk?

Ich würde den Titel nicht überbewerten. Für deutsche Mandate, ja, da mag der Doktortitel schon ganz gut sein, aber die internationalen Mandanten lachen eher über unsere deutschen Titel. Ein US-Mandant fragte mich neulich: Are you a dentist?

Ein gutes Netzwerk im Anwaltsberuf besteht für mich vor allem darin, Menschen zu kennen, mit denen man sich gut versteht, gern zusammenarbeitet und gute Synergien entwickeln kann - sowohl innerhalb als auch außerhalb der eigenen Kanzlei.

Interessant kann auch ein Netzwerk zum reinen Erfahrungsaustausch sein, z.B. mit anderen Anwältinnen. In Berlin haben wir ein Treffen, bei dem Partnerinnen und weibliche Counsels unterschiedlicher Kanzleien aus Berlin zusammenkommen. Das selbe Format gibt es auch in Frankfurt und München.

Wie teilen Du und Dein Ehemann Euch die Arbeit auf, um die Herausforderungen des Alltags mit drei Kindern zu meistern?

Mein Mann ist extremer Frühaufsteher. Wenn ich mit den Kindern aufstehe, ist er oft schon im Büro. Dafür kommt er früher als ich nach Hause. Das Abendessen ist unser familiärer Fixpunkt des Tages, und danach klappe ich meistens den Laptop auf und starte nochmal durch.

Habt ihr diese Aufteilung strategisch geplant?

Nein, die hat sich im Laufe der Jahre entwickelt. Seine erste Elternzeit hat mein Mann beispielsweise nur genommen, weil ich für einige Monate in unser Büro in Seattle entsandt wurde. Bei den nächsten Kindern fühlte es sich für uns schon ganz selbstverständlich an, die Elternzeit in gleichen Teilen aufzuteilen. Sollte man sich im Vorhinein mehr absprechen? Vielleicht. Aber am Ende kommt doch alles anders, als man denkt. Ich meine, man sollte den Beruf um die Familie herum planen und nicht andersherum, denn wer privat glücklich ist, hat es auch beruflich leichter. 

Neben dem Kunstrecht beschäftigen Dich auch mit Rechtsstreitigkeiten im IP-/IT-Recht. Dieser Bereich ist unglaublich vielfältig und dem Wandel der Technologien unterworfen. Braucht man ein gewisses technisches Grundverständnis, um in diesem Bereich beraten zu können?

Ja, dieses Gebiet ist wirklich vielseitig, und wie immer kann das Recht auf die gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen nur nachträglich reagieren. Bis der Gesetzgeber  etwas regelt, müssen eben wir Anwälte kreativ werden - und dafür auch verstehen, worum es geht.

Welchen Tipp würdest Du einer jungen Anwältin, die am Anfang ihrer Karriere steht, für den Berufsbeginn mit auf den Weg geben? Gibt es Fehler, die Du am Anfang gemacht hast?

Mein Tipp ist, sich erstmal zu fragen: Was würde mich wirklich interessieren? Man braucht im Anwaltsberuf Energie und einen langen Atem, und ohne Freude an der Tätigkeit stelle ich mir das schwierig vor. Außerdem halte ich für hilfreich, wenn man Menschen in dem jeweiligen Wunsch-Berufsfeld kennenlernt und ihnen Fragen stellt. Dadurch kann man Fehlvorstellungen berichtigen.

Ich selbst zum Beispiel hatte zu Beginn meiner beruflichen Tätigkeit eine komplette Fehlvorstellung von US-Kanzleien und habe einen Bogen um sie gemacht, weil ich dachte, da herrscht keine gute Arbeitskultur. Das musste ich später revidieren. Gerade mit dem Thema „Frauen im Anwaltsberuf“ haben die US-Kanzleien schon Jahrzehnte vorher angefangen als deutsche Kanzleien. Da gibt es US-Partnerinnen, die gerade pensioniert werden, und als jüngere Partnerin hat man fantastische Role Models. Das kannte ich aus deutschen Kanzleien in dieser Form und Fülle noch nicht.

Wie baut man sich ein Mandanten-Netzwerk im Kunstrecht auf? Welche Rolle spielen aus Deiner Sicht Online-Netzwerke wie LinkedIn dabei?

Für mich war immer hilfreich, zu den einschlägigen Fachkonferenzen zu fahren, egal ob als Teilnehmerin oder als Referentin. Ansonsten halte ich ganz einfach gute Arbeit für das beste Aushängeschild.

Ich sehe auch die wachsende Bedeutung von Online-Netzwerken wie LinkedIn - ein tolles Medium, auch wenn ich noch nicht wirklich zu denen gehöre, die das strategisch nutzen.

Du bist häufig bei Podiumsdiskussionen zu verschiedenen Themen zu sehen. Was zeichnet einen guten Vortragsstil aus?

Ein guter Vortrag sollte interessant, inhaltsreich, geistreich sein, am besten auch noch ein bisschen unterhaltsam. Die Briten und Amerikaner sind sehr gut darin – davon können wir uns was abschauen!

Würdest Du sagen, wir sind dem Ziel der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in heutiger Zeit schon ein gutes Stück nähergekommen?

Ja. Und ich sehe es als Privileg unserer Generation von Juristinnen an, uns beruflich auch im anwaltlichen Bereich entfalten zu können, - egal ob man nun Kinder hat oder nicht.

Mit gefällt übrigens sehr gut, wie Ihr mit breaking.through dieses Thema visibel macht. Es macht Freude , die Porträts in Eurer Reihe durchzuklicken, dabei auch in Euren Gesichtern die nächste Generation zu sehen.

Welche Juristin hat Dich so inspiriert, dass sie als Vorbild für breaking.through nominiert werden sollte und wieso?

 

Zwar ist das eine Nominierung post mortem, aber dennoch würde ich gerne Jutta Limbach ernennen: Eine brillante Juristin und absolute Lichtgestalt, sowohl als Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts als auch später in ihrer Rolle als Vorsitzende der Beratenden Kommission zur Rückgabe von Nazi-Raubkunst. Eine Frau, die immer engagiert um der Sache willen war. Sie hat mir sehr imponiert.

Vielen Dank für das Gespräch und die Zeit, die Du Dir dafür genommen haben!

Berlin, 9. Januar 2019. Das Interview führte Clara zu Löwenstein.

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