Jenny Lux im Porträt
„Wichtig ist, sich selbst die nötige Zeit zu geben – jede(r) hat mal angefangen.“
Jenny Lux, Head of Legal and Compliance bei Roche Pharma Germany über ihren Einstieg ins Berufsleben und die Gestaltungsmöglichkeiten als Unternehmensjurist*in.
Frau Lux, Sie sind Unternehmensjuristin bei Roche Pharma. Wie sieht Ihr Berufsalltag momentan aus?
Jeden Tag anders, aber immer wieder abwechslungsreich und spannend. Ich arbeite crossfunktional mit vielen verschiedenen Menschen zusammen. Dabei steht für uns im Mittelpunkt, wie wir unsere Kompetenzen bestmöglich einbringen können, um den Patient*innen mit unseren medizinischen Lösungen zu helfen.
Was zeichnet die Arbeit als Unternehmensjurist*in aus?
Als Unternehmensjurist*in ist man Ansprechpartner*in für alle Geschäftsbereiche und deren rechtliche Belange. Dadurch wird es nie langweilig und es bieten sich immer neue Fragestellungen und Herausforderungen. Ein entscheidender Schwerpunkt der Tätigkeit ist sicher, dass es darum geht, rechtlich gangbare Lösungen zu suchen, die den Interessen aller Beteiligten bestmöglich gerecht werden.
Im Referendariat haben Sie Stationen in einigen Kanzleien gemacht. Wie unterscheidet sich die Arbeit als Unternehmensjurist*in davon?
Im Unternehmen sind Sie in der Regel viel früher und näher bei Mandant*innen, haben mehr Gestaltungsspielraum. Daneben arbeiten Sie täglich mit Kolleg*innen aus vielen verschiedenen Bereichen und Kompetenzfeldern zusammen. Das ist sehr bereichernd für die eigene Arbeit.
In Pandemiezeiten ist die Pharmaindustrie besonders gefordert. Vor welche Aufgaben stellt ein solches Vorhaben eine Unternehmensjurist*in typischerweise?
Schnelles, pragmatisches Handeln bei gleichzeitiger Rechtssicherheit und vor allem die Fähigkeit, in Lösungen und nicht in Problemen zu denken!
Wie sind Sie zum Pharmarecht gekommen?
Für mich war vor allem spannend mit meiner Tätigkeit etwas Sinnstiftendes zu tun. Und das Gefühl habe ich hier. Was die rechtliche Schwerpunktsetzung anbelangt, so war ich zunächst im arbeitsrechtlichen Umfeld zuhause. Ich war aber stets offen und interessiert an neuen Rechtsgebieten. Die Vorteile eines juristischen Studiums sind sicher, dass man danach das nötige Handwerkszeug besitzt, sich auch in unbekannte Rechtsgebiete zügig einzufinden.
Wie haben Sie damals Ihren Einstieg ins Berufsleben erlebt?
Ich hatte und habe sehr tolle Kolleg*innen, die mich immer unterstützt haben. So war es sehr anspruchsvoll, aber hat mir auch große Freude bereitet. Mir wurde von Anfang an Vertrauen in meine Arbeit entgegengebracht, was mich selbst sehr bestärkt hat. Wichtig ist, sich selbst die nötige Zeit zu geben, in die (rechtliche) Materie, aber vor allem auch in das Unternehmen und dessen Abläufe hineinzuwachsen – jede*r hat mal angefangen.
Sie haben als Legal Counsel angefangen und waren dann in der Compliance-Abteilung. Seit einigen Monaten sind Sie Head of Legal and Compliance. Welche zusätzliche Verantwortung bringt diese Position mit sich?
Meine Aufgaben sind nun nur noch teilweise juristischer Natur. Ein Schwerpunkt liegt auf der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit meinem Team. Auch strategisches Denken wird noch wichtiger. Die Führungsaufgabe bereitet mir sehr viel Freude, denn ich kann Verantwortung übernehmen und mitgestalten – beides Dinge, die ich sehr schätze.
Frauen dürfen sich ruhig mehr trauen und zutrauen. Auch das Unternehmen ist hier in der Verantwortung, gleichberechtige Chancen für Männer und Frauen zu schaffen. Bei Roche ist dies der Fall. Allein in der Geschäftsleitung von Roche in Grenzach sind Männer und Frauen gleichberechtigt vertreten.
Wie sind Ihre eigenen Erfahrungen diesbezüglich?
Ich bin innerhalb meiner Laufbahn als Unternehmensjuristin nie wegen meines Geschlechts oder meiner Familiensituation bevorzugt oder benachteiligt worden – das ist der Verdienst des Unternehmens: Hier herrscht einfach eine tolle Kultur, die jedem ermöglicht, seine Fähigkeiten bestmöglich einzubringen und Beruf mit Familienleben in Einklang zu bringen.
Sie sind bereits im Studium Mutter geworden. Vor welchen Herausforderungen standen Sie in der Ausbildung und wie haben Sie sich damals organisiert?
Hier geht es – ähnlich wie im späteren Berufsleben – vor allem darum, eine passende Balance zwischen Studium und Muttersein für sich zu finden. Wie diese aussieht, ist für jeden individuell. Die Studienzeit bringt ein gewisses Mehr an Freiheit mit, aber ebenso ein Mehr an Unsicherheit. Damit umzugehen stärkt ungemein für den späteren Berufseinstieg.
Was würden Sie Jurist*innen raten, die sowohl Zeit mit ihrer Familie verbringen wollen als auch eine Führungsposition anstreben?
Vertrauen zu haben, dass heute alles machbar ist, wenn man möchte. Beides ist möglich und letztlich eine Frage von guter Organisation und Teamwork. Wichtig ist, dass Arbeitgeber*innen größtmögliche Flexibilität bieten, das ist eine große Erleichterung.
Was halten Sie von geteilten Stellen auf Führungsebene?
Ebenfalls eine gute Option, um Familie und Karriere miteinander zu vereinbaren. Wichtig ist, dass sich alle Beteiligten darauf einlassen.
Sie führen selbst viele Bewerbungsgespräche. Sehen Sie Unterschiede zwischen den Geschlechtern? Verhandeln Frauen wirklich schlechter?
Wenn ich Bewerbungsgespräche führe und neue Mitarbeiter*innen für mein Team suche, stehen für mich der Mensch und sein Potential sowie sein Mindset im Vordergrund.
Welche Rolle spielen sogenannte Gehaltsbänder?
Sogenannte Gehaltsbänder können zu mehr Verteilungsgerechtigkeit beitragen, da dort Untergrenze, Mittelwert und Obergrenze der Vergütung für bestimmte Tätigkeiten definiert sind.
Welche Juristin hat Sie so inspiriert, dass sie als Vorbild für breaking.through nominiert werden sollte? Wieso?
Ich finde es wichtig, sich nicht ständig mit anderen zu vergleichen, sondern sich selbst gut zu finden. Inspiriert haben mich Frauen, die keine Juristinnen sind, z.B. Kolleginnen, mit denen ich hier bei Roche zusammenarbeite oder zusammengearbeitet habe.
Herzlichen Dank für das Interview!
Augsburg / Grenzach, 7. März 2021. Jenny Lux hat die Fragen schriftlich beantwortet. Die Fragen stellte Dr. Simone Ruf.
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