Dr. Julia Schneider im Porträt
"Wünsche und Forderungen mit Bestimmtheit durchsetzen und dafür mehr Selbstvertrauen entwickeln."
Dr. Julia Schneider, Partnerin bei Menold Bezler, im Interview über die Teilzeitpartnerschaft, die Bedeutung von Selbstbewusstsein für Frauen und die Kombination von Beruf und Familie als Geschenk.
Liebe Dr. Schneider, Sie sind Partnerin bei Menold Bezler, einer Full Service Kanzlei aus Stuttgart, die sich auf die Beratung des Mittelstandes fokussiert. Wie ist Ihre Entscheidung für Menold Bezler gefallen?
Ich hatte mir bereits während des Referendariats andere namhafte mittelständische Kanzleien in Stuttgart angeschaut, denn die Kombination eines hochqualifizierten Beratungsansatzes, starker persönlicher Bindung zu Mandant*innen sowie überschaubarer Größe an einem Standort klang für mich nach einem attraktiven Arbeitsumfeld. Da ich mich aber für eine berufsbegleitende Promotion entschieden hatte, schränkte sich die Auswahl attraktiver Kanzleien deutlich ein. Im Gegensatz zu Wettbewerbern zeigte sich Menold Bezler bereits im Jahr 2007 sehr flexibel und unterstützte mich bei meinem promotionsbegleitendes Teilzeitmodell, sodass ich zunächst nur mit 60 % in der Kanzlei gearbeitet habe und im Übrigen meine Promotion zu einem markenrechtlichen Thema schreiben konnte. Seitdem bin ich hier...
Sie sind Fachanwältin für gewerblichen Rechtsschutz. Was fasziniert Sie an dieser Materie?
Erste Einblicke in den Gewerblichen Rechtsschutz habe ich im Referendariat erhalten. Ich hatte mich damals eigentlich für das Presse- und Medienrecht interessiert und mir meine Rechtsanwaltsstation entsprechend ausgesucht. Allerdings gab es in den Monaten meiner Tätigkeit deutlich mehr marken- und wettbewerbsrechtliche Fragestellungen in dem Referat zu bearbeiten, sodass ich diese mir bis dato völlig unbekannte Materie kennengelernt habe. Mich hat von Anfang begeistert, dass es sich um ein sehr lebendiges Rechtsgebiet handelt, welches neben abstrakter juristischer Denk- und Arbeitsweise sehr konkrete Bezüge zu unserem Alltag hat, in dem wir ständig mit Werbung und Marken konfrontiert werden. Diese Kombination von ästhetisch-kreativem Denken und juristischen Fragestellungen hat mich vom ersten Augenblick an fasziniert.
Sicherlich ist dieses Rechtsgebiet für mich auch so attraktiv, weil ich schon immer ein großes Interesse an Gestaltung, Design und Kunst hatte, so dass ich meine Stärken im Berufsalltag optimal einsetzen kann.
Ich gebe auch offen zu, dass es mich jedes Mal unheimlich freut und auch ein bisschen stolz macht, wenn ich in der Stadt, am Flughafen oder in einer Zeitschrift „meine Marken“ finde. Das geht meinen Teamkollegen*innen, auch auf Assistenzebene, übrigens genauso und wir schicken uns häufig Fotos gegenseitig zu, wenn wir einen neuen Markenauftritt zunächst rechtlich begleitet haben und die Marke dann live sehen. Das spricht für mich teamübergreifend für eine hohe Identifikation mit und Leidenschaft an unserer beruflichen Tätigkeit und das finde ich sehr schön.
Haben Sie jemals an Ihrer Entscheidung gezweifelt Rechtsanwältin zu werden?
Natürlich habe auch ich mir schon mal die Frage gestellt, ob ich eventuell eine andere Laufbahn einschlagen sollte. Rechtsabteilungen in Unternehmen haben mich dabei nie so sehr gereizt, da ich gerade die Abwechslung, welcher unser Berufsalltag bei der Beratung im Marken- und Werberecht durch die völlig unterschiedlichen Mandant*innen und Branchen mit sich bringt, sehr reizvoll finde.
Diese Vielfalt hat man natürlich teilweise auch beim Staatsdienst, deswegen habe ich über diese Alternative anfangs auch nachgedacht. Letztlich liegt mir vom Typ her aber die Tätigkeit als Rechtsanwältin wohl mehr als die Arbeit in einer Behörde.
Welche Vor- und Nachteile sehen Sie bei Ihrer Tätigkeit gegenüber anderen juristischen Berufen, wie etwa dem der Richterin oder dem der Syndikusanwältin?
Was ich an meinem Beruf als Rechtsanwältin und speziell an meinem Berufsalltag sehr schätze, ist die mir mögliche Flexibilität, den der freie Beruf mit sich bringt. Im Gegensatz dazu empfinde ich die Strukturen beim Staatsdienst oder auch in Unternehmen teilweise als sehr starr und unbeweglich, die wenig Raum lassen für eine individuelle Gestaltung des Arbeitslebens.
Rechtsanwält*innen in Wirtschaftskanzleien, auch bei Menold Bezler, liefern einen hohen zeitlichen und persönlichen Einsatz und stellen viel Energie und Zeit ihres Lebens dem Beruf zur Verfügung. Auf der anderen Seite ist es mir möglich, meinen Berufsalltag selbst zu gestalten und meine Zeit frei einzuteilen. Genau diesen Vorteil sehe ich beim Staatsdienst nicht. Dort mögen zwar die Arbeitszeiten insgesamt gleichförmiger sein, es bleibt aber auch weniger Flexibilität für persönlichen Gestaltungsspielraum. Ich denke, hier muss jeder für sich entscheiden, was ihm wichtiger ist - mir ist die Flexibilität deutlich lieber und wichtiger, als die Gleichförmigkeit.
Gab es in Ihrer Karriere besonders einschneidende Erlebnisse oder Begegnungen, die wegweisend waren?
Besondere Höhepunkte, aber auch Tiefpunkte gehören sicherlich dazu, wenn man, wie ich, seit über zehn Jahren als Anwältin tätig ist. Als frustrierend habe ich die Zeit nach der Geburt meiner zweiten Tochter empfunden, weil mir in dieser Zeit alles etwas zu langsam ging. Aber es hat in mir auch einen Kampfgeist geweckt, mir etwas Neues Eigenes aufzubauen.
Als Höhepunkt meiner bisherigen Karriere stand für mich sicherlich die Ernennung als assoziierte Partnerin zum 1. Januar 2019. Diese Entscheidung gab mir Bestätigung für meine bisherige Arbeitsweise und sehr viel Zuversicht und neue Motivation für die nächsten Jahre.
Welche Fähigkeiten sind Ihrer Ansicht nach besonders wichtig, um als Partner*in erfolgreich zu sein?
Auch wenn die Verwendung des Begriffs „Leidenschaft“ im beruflichen Kontext vielleicht etwas übertrieben ist, glaube ich, dass wenn man das Glück hat, einen Beruf zu finden, der einen, bis auf gewisse Ausnahmen, mit Freude und Leidenschaft erfüllt, man dann in diesem Beruf, egal in welchem Bereich man tätig ist, auch erfolgreich sein wird.
Um als Partnerin erfolgreich zu sein, muss man das Vertrauen seiner Mandant*innen gewinnen und dies nicht nur in fachlicher, sondern auch in menschlicher Hinsicht. Die Mandant*innen müssen spüren, dass sie nicht nur eine Akte sind, mit der wir Geld verdienen, sondern, dass wir sie mit all ihren Bedürfnissen kennen, sie ernst nehmen und uns für sie so richtig ins Zeug legen.
Auf persönlicher Ebene kann ich nur empfehlen, sich nicht durch Bedenkenträger von seinem Weg abbringen zu lassen. „Promotionsbegleitende Teilzeit?“ – „Schwierig, weil man Arbeits- und Promotionsaufgabe nicht gerecht wird“. „Teilzeitjob und Kinder?“ – „Noch schwieriger, weil Mandant*innen keine Teilzeitanwälte akzeptieren und anderseits die Kinder vernachlässigt werden“. Solche Aussagen sind nicht gerade motivierend und ich halte sie auch für unrichtig. Dennoch ließen auch mich solche Bedenken nicht immer ganz unbeeindruckt zurück. Auch wenn man nach außen solche Statements mehr oder weniger schlagfertig wegwischen kann, fing ich doch in stiller Stunde manchmal zu grübeln an, ob an den Unterstellungen vielleicht doch was dran ist. Am Ende sollte man sich aber gerade nicht verunsichern lassen, sondern seinen Weg gehen und versuchen, solche Kommentare auszublenden und sich lieber Input von Menschen holen, die positiv inspirierend sind.
Sie haben im Markenrecht promoviert. Haben Sie im Laufe Ihrer Karriere Vorteile aufgrund Ihres Doktortitels verspürt?
Ich war 30 Jahre alt, als ich den Dr.-Titel bekommen habe und damals richtig stolz. Sicherlich hatte ich da auch noch nicht das Selbstbewusstsein und Standing gegenüber den Mandant*innen wie heute und fühlte ich mich daher mit dem Dr.-Titel besser gewappnet.
Sie sind Partnerin in Teilzeit. Sind damit spezifische Schwierigkeiten oder Nachteile verbunden gegenüber einer Partnerschaft in Vollzeit?
Der tatsächliche Nachteil – ich würde es aber lieber Herausforderung nennen – ist, in weniger Zeit VIELES unterzubringen. Selbstverständlich habe ich als Teilzeitpartnerin andere Umsatzerwartungen als Vollzeitpartner*innen, sodass sich der Umfang der Mandatsarbeit gegenüber einer/einem in Vollzeit tätigen Kollegen*in reduziert. Was sich weniger gut steuern und reduzieren lässt, sind Verwaltungstätigkeiten jeglicher Art, die mir als Teilzeitlerin daher gefühlt manchmal mehr weh tun, weil sie einen gewissen Anteil an der Arbeitszeit einnehmen. Auch die Zeit für die Akquise von Neumandaten kommt bei mir manchmal zu kurz. Im Ergebnis sind es das aber „nur“ zeitliche Herausforderungen, die man mal mehr und mal weniger gut handeln kann.
Leider ist es in der Kanzleiwelt noch so, dass in einigen Köpfen die Teilzeitpartnerschaft offenbar immer noch als Problem gesehen wird und es daher rein faktisch auf Partnerebene generell wenig Frauen, und erst Recht wenig Frauen in Teilzeit gibt. Das liegt zum einen an dem überholten Bild in den Köpfen einiger älterer Partner, die immer noch meinen, Mandant*innen erwarten eine*n Partner*in, der/die 60 Stunden und mehr die Woche arbeitet und 24/7 verfügbar sein muss. Zum anderen erlebe ich aber auch teilweise bei jungen Kolleginnen eine gewisse Übervorsicht und Sorge, diese Aufgabe nicht zu bewältigen. Das finde ich schade.
Würden Sie sagen, dass die Teilzeitpartnerschaft im Kanzleialltag bereits vollständig etabliert und akzeptiert ist oder werden Sie noch mit Vorbehalten diesbezüglich konfrontiert?
Im Hinblick auf die Bedenken, die ich geäußert habe, hatte ich das Gefühl, dass ich vor meiner Bestellung als Partnerin auch bei uns in der Kanzlei noch einige Kollegen überzeugen musste, zumal es bei uns auf Partnerebene niemanden gibt, der nur mit 60 % arbeitet, wie ich. Allerdings ist unsere Kanzlei insgesamt gegenüber sämtlichen denkbaren Teilzeitmodellen sehr flexibel und aufgeschlossen und ich hatte daher nie den Eindruck, dass mir hier bewusst Steine in den Weg gelegt werden, sondern hatte im Gegenteil immer Kolleg*innen an meiner Seite, die mich in meinem Teilzeitmodell und vor allem auch bei der Bewerbung um die Partnerschaft sehr unterstützt haben.
Ich hoffe, dass ich dazu beigetragen habe, dass sich die geschilderten Bedenken weiter verflüchtigt haben und die Teilzeitpartnerschaft schon jetzt auf noch breitere Akzeptanz und Förderung stößt.
Nach wie vor werden weniger Frauen in großen Kanzleien Partnerinnen als ihre männlichen Kollegen. Gibt es bestimmte Fehler, die vor allem aufstrebende Juristinnen machen?
Ich habe teilweise den Eindruck, dass die Sorge, einer Rolle als Partnerin in Voll- oder in Teilzeit, mit oder ohne Kinder, nicht gewachsen zu sein, erstaunlicherweise in vielen Köpfen junger Kolleginnen vorhanden ist und die gefürchtete Unvereinbarkeit der Partnerschaft mit der Familie manchmal sogar nur als Begründung vorgeschoben wird. Aus einem mir nicht erklärlichen Grund trauen sich viele junge Frauen diesen Schritt nicht zu und sind viel bescheidener in ihren Wünschen und Forderungen als männliche Kollegen.
Ich denke, hier sollten wir an uns arbeiten und diese Bescheidenheit, die menschlich natürlich sehr sympathisch ist, im Beruf eher ablegen und stattdessen die eigenen Wünsche und Forderungen mit Bestimmtheit durchsetzen und dafür auch mehr Selbstvertrauen entwickeln.
Sie sind bei Menold Bezler mitverantwortlich für die Frauenförderung. Wie kam es dazu und wie sieht Ihr Engagement konkret aus?
Ich unterstütze seit einigen Jahren unser HR-Team als Junior Recruiting-Partnerin und habe auch an meiner eigenen Laufbahn gemerkt, dass es noch Verbesserungsbedarf gibt. Aus ganz eigennützigen Motiven habe ich mich daher seit der Geburt meiner ersten Tochter im Jahr 2001 zunächst im Bereich der Familienförderung engagiert und die Etablierung flexibler Arbeitszeitmodelle, Betreuungskostenzuschuss etc. mitentwickelt und unterstützt.
Frauenförderung ist jedoch nicht gleichzusetzen mit Familienfreundlichkeit. Ich habe festgestellt, dass es bei mir und meinen Kolleginnen gewisse Themen gibt, die auf unserem Karriereweg in anderer Form relevant werden als bei den männlichen Kollegen und bei denen wir uns durch eine stärkere Vernetzung und gegenseitige Unterstützung Vorteile verschaffen können.
Deshalb setzen wir uns regelmäßig zu verschiedenen Themenschwerpunkten in kleiner Runde mit Vertretern der Associates und aus der Partnerschaft zusammen und diskutieren über den Status Quo und mögliche Initiativen. Konkret hatten wir für das erste Frühjahr 2020 einen zweitägigen Frauenworkshop für alle Kolleginnen von Menold Bezler geplant, der leider durch Corona erstmal vertagt werden musste. Ich hoffe sehr, dass wir den Workshop im Herbst nachholen können.
Sie sind außerdem im Recruiting beim Menold Bezler aktiv. Worauf legen Sie besonders Wert bei der Einstellungsentscheidung?
Ich muss überzeugt davon sein, dass die Bewerberin oder der Bewerber einerseits ein hervorragender Anwalt sein kann und gleichzeitig ein*e gute*r Kollege*in. Daher spielt die Qualität der juristischen Ausbildung selbstverständlich auch bei uns eine sehr wichtige Rolle und eine gewisse Papierform schafft Vertrauen darauf, dass diese Fähigkeiten mitgebracht werden. Für die Beurteilung des zweiten Aspektes gibt es keine Papierform, die ein solches Vertrauen schafft, sondern der persönliche Eindruck ist wichtig. Wir müssen das Gefühl haben, dass der/die Bewerber*in bei unseren Mandant*innen akzeptiert wird und sich als Kollege*in unser Team einfügen und vor allem bereichern kann. Wir sehen unseren Mehrwert gegenüber anderen Kanzleien vor allem auch in unserer kollegialen Arbeitsatmosphäre, die wir unbedingt erhalten wollen, sodass ich davon überzeugt sein muss, dass ein/eine Bewerber*in zu unserem Team und dem MB-Spirit passt.
Sie haben zwei Kinder. Wie gelingt es Ihnen die Balance zwischen Familie und Ihrem anspruchsvollen Beruf zu wahren?
Ich glaube, beide Bereiche für sich sind jeweils so platzeinnehmend und wichtig für mich, dass sie sich quasi gegenseitig auf natürliche Art und Weise regulieren.
Mein Beruf verlangt viel Zeit, gibt mir aber auch Flexibilität, mir die Zeit mit meinen Kindern gut einteilen zu können. Ich verbringe lieber nachmittags Zeit mit meinen Kindern und ziehe mich dafür abends oder am Wochenende nochmal zum Arbeiten zurück. Der mentale Ausgleich funktioniert auf ganz natürliche Art und Weise, weil beide Bereiche mich jeweils voll und ganz in Beschlag nehmen. Zum Glück kann ich mich dadurch meistens voll und ganz auf meine Kinder oder den Beruf einlassen und den jeweils anderen Teil für ein paar Stunden verlassen. Wichtig finde ich eine klare Trennung. Problematisch sind eigentlich nur die Momente, wo diese Trennung nicht gelingt und ich im Büro anfange darüber nachzudenken, ob wohl die meisten anderen Kinder früher abgeholt werden oder ich vergessen habe, meinen Kindern irgendein Sportgerät, Pausenbrote und gar den Haustürschlüssel einzupacken. Genauso falsch finde ich es, nachmittags ständig Telefonate mit Mandant*innen zu führen. Das kann im Notfall erforderlich sein, sollte aber sicherlich nicht die Regel sein. Ich glaube tatsächlich, dass es die Kunst ist, sich jeweils voll und ganz auf „die Welt“ einzulassen, in der man ist und ich empfinde die Möglichkeit, beides miteinander kombinieren und intensiv erleben zu können als großes Glück.
Welche Tipps würden Sie jungen, berufstätigen Müttern geben?
Ich finde es schade, dass die Kombination von Arbeit und Familie immer nur als Problem und Herausforderung und selten als Chance oder Geschenk gesehen wird. Es stimmt, dass das Teilzeitmodell es mit sich bringt, dass man häufiger ab mittags auf die Uhr schaut und teilweise unter erheblichem zeitlichen Druck steht. Auf der anderen Seite gibt es mir aber auch die Möglichkeit, tolle Sachen mit meinen Kindern zu unternehmen, während meine Kollegen 10 Stunden am Tag in ihrem Büro sitzen. Ich persönlich empfinde das als große Bereicherung in meinem Leben und würde niemals tauschen wollen. Deshalb kann ich allen berufstätigen Müttern nur Mut machen, die Herausforderung anzunehmen und sie zu leben.
Würden Sie heute etwas anders machen, könnten Sie sich noch einmal an den Beginn Ihres Studiums oder Ihrer Karriere zurückversetzen? Und worauf sind Sie besonders stolz beziehungsweise was würden Sie genauso wieder machen?
Ich war zwar während der Schulzeit und meiner Wahlstation, nicht aber während des Studiums im Ausland. Wenn ich nochmal die Gelegenheit dazu hätte, würde ich ein Erasmusjahr nachholen, denn nichts ist so horizonterweiternd und spannend wie das Arbeiten und Leben im Ausland. Ich kann daher nur jeden ermutigen, Möglichkeiten wie Wahlstationen im Ausland unbedingt wahrzunehmen.
Ich bin froh, dass ich es nach einigen Jahren geschafft habe, meinen eigenen Weg zu gehen und meine Position hier in der Kanzlei und in meinem Team zu finden. Ich habe mir hierbei viele Ratschläge angehört, aber letztendlich auch meinen eigenen Weg gefunden und auf meinen Bauch gehört und dazu kann ich nur ermutigen.
Welche Juristin hat Sie so inspiriert, dass sie als Vorbild für breaking.through nominiert werden sollte? Wieso?
Als ich nach Stuttgart kam, um hier mein Referendariat zu absolvieren, habe ich Kyriaki Maurer kennengelernt. Sie ist gebürtige Griechin und hatte bereits in Griechenland ein BWL-Studium absolviert, bevor sie nach Deutschland kam, um hier in Tübingen Jura zu studieren und Deutsch zu lernen.
Sie war mit Abstand die fleißigste Kollegin in unserer Referendars-AG, hat ein hervorragendes Examen gemacht und war mir stets eine treue Begleiterin während meiner Promotionszeit. Heute ist sie ebenfalls zweifache Mutter und General Counsel und Head of Corporate Legal der HILTI Group mit Sitz in Liechtenstein. Sie hat ihre zweite „Heimat“ in Stuttgart dafür aufgegeben, privat sehr viele Entbehrungen auf sich genommen und ist mit ihrer Familie nach Liechtenstein gezogen. Ihre Disziplin hat mich immer unglaublich beeindruckt und sie hat es definitiv geschafft, sich in einem Weltkonzern durchzusetzen.
Vielen Dank für das Gespräch und die Zeit, die Sie sich dafür genommen haben!
Stuttgart/Berlin, 24. Juni 2020. Frau Dr. Schneider hat die Fragen schriftlich beantwortet. Die Fragen stellte Dr. Christine Straub.
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