Katharina Shingler im Porträt
„In Zukunft können wir „best of both worlds“ haben.“
Dr. Katharina Shingler, Counsel bei Freshfields Bruckhaus Deringer, über die Vorteile von „New Work“, den Einsatz von Projektjurist*innen in Massenverfahren und darüber wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch ein flexibles Vollzeitarbeitsmodell und privates Schichtmodell in einer gleichberechtigten Partnerschaft gelingen kann.
Liebe Katharina, Du bist Counsel im Bereich Konfliktlösung, Prozesse und Schiedsverfahren. Was fasziniert Dich am Beruf der Rechtsanwältin in einer internationalen Wirtschaftskanzlei?
Dass ich so lange bei Freshfields bleibe, hatte ich vor meinem Start überhaupt nicht vor. Ich hatte ursprünglich geplant, mir die Tätigkeit in einer weltweit tätigen Großkanzlei ein bis zwei Jahre anzusehen, von der guten Ausbildung zu profitieren und mir dann etwas anderes zu suchen. Ich wollte beim Berufseinstieg also nicht einmal längerfristig als Rechtsanwältin arbeiten, geschweige denn bei einer global agierenden Wirtschaftskanzlei und dann kam es ganz anders.
Warum? Mich fasziniert, dass man in einer internationalen Wirtschaftskanzlei – jedenfalls in meinem Fachbereich Litigation – klassische anwaltliche Tätigkeiten ausübt wie zum Beispiel Schriftsätze schreibt, dies aber nie allein tut, sondern sehr eng im Team arbeitet: Lösungen für schwierige Fragestellungen in großformatigen Streitigkeiten finden wir gemeinsam.
Warum interessiert Dich der Fachbereich Konfliktlösung, Prozesse und Schiedsverfahren besonders?
Mir macht es Spaß, komplexe Sachverhalte verständlich aufzubereiten, um Dritte – in meinem Fall in der Regel Richterinnen und Richter – vom Standpunkt unserer Mandant*innen zu überzeugen. Voraussetzung für eine klare und überzeugende Darstellung der Sachlage ist, dass man wirklich durchdringt, was tatsächlich passiert ist. Das gibt die einmalige Chance, tiefe Einblicke in ganz unterschiedliche Geschäftsfelder der verschiedenen Mandant*innen zu erhalten.
Speziell an meinem Schwerpunkt Prozessführung in Massenverfahren gefällt mir, dass mein Blickwinkel ständig wechselt, weil ich sowohl das Gesamtprojekt mit einer Vielzahl von ähnlich gelagerten Verfahren als auch wichtige individuelle Verfahren im Auge behalten muss. Und solche Großprojekte haben den entscheidenden Vorteil, dass sie auf längere Zeit angelegt sind mit der Folge, dass eine besonders enge und vertrauensvolle Beziehung zu den Mandant*innen entsteht.
Als Counsel bist Du in einer „Sandwich-Position“ zwischen den Partner*innen und Associates. Welche Vorteile und Herausforderungen bringt diese Position mit sich?
Mit Ernennung zum Counsel haben sich bei mir die mandatsbezogenen Aufgaben nicht von einem auf den anderen Tag geändert. Ich glaube, das liegt allerdings vor allem daran, dass wir bei uns im Team in sehr flachen Hierarchien arbeiten und man – ganz unabhängig von Positionsbezeichnungen – schon sehr frühzeitig viel Verantwortung in den Mandaten übernimmt.
Was sich mit der Counselernennung geändert hat und was ich als entscheidenden Vorteil ansehe, ist, dass ich mehr Einblick in die Organisation der Kanzlei und insbesondere in das Management von Großprojekten bekomme, zum Beispiel was die Budgetplanung angeht. Vor allem aber habe ich als Counsel noch mehr Verantwortung in Bezug auf Teamführungsaufgaben bekommen, d.h. ich kümmere mich recht eigenständig um die „Work Allocation“ (Anm. der Redaktion: Arbeitsverteilung) innerhalb des Teams und führe auch Feedbackgespräche mit jüngeren Teammitglieder*innen. Diese Teamführungsaufgaben sind das, was mir an meiner Arbeit am meisten Spaß macht. Es macht einfach sehr viel Freude, die berufliche Entwicklung von Kolleg*innen mitzuerleben und zu sehen, wie sich jüngere Teammitglieder im Laufe der Zeit immer mehr zutrauen. Beispielsweise sind manche Kolleg*innen am Anfang noch sehr zurückhaltend und moderieren dann nach einigen Monaten die Calls mit Mandant*innen oder anderen Kanzleien. Gleichzeitig ergeben sich aus diesen Teamführungsaufgaben auch die größten Herausforderungen: Ab und zu ist es in Feedbackgesprächen notwendig, konstruktive Kritik zu üben und im Gegenzug Kritik auch anzunehmen. Wie man es am besten hinbekommt, dass beide Seiten die Anregungen aus den Feedbackgesprächen am besten annehmen und letztendlich von dem Feedbackgespräch profitieren können, muss man erst lernen.
Das Thema Leadership ist gerade in Zeiten von „New Work“ und der COVID-19-Pandemie brisant. Was verstehst Du unter gutem Leadership?
Speziell in Bezug auf „New Work“ bin ich der Überzeugung, dass wir in Zukunft „best of both worlds“ haben können, also die Vorteile von mobilem und flexiblem Arbeiten mit den Vorteilen von persönlichen Treffen im Büro kombinieren können und sollten.
Der persönliche Kontakt, den wir vor der Pandemie hatten, bleibt natürlich sehr wichtig für den Teamzusammenhalt. Zum Beispiel hatten wir kürzlich wieder die ersten Seminare und „Away Days“ mit Kolleg*innen von allen deutschen und anderen europäischen Standorten. Mit vielen habe ich in den letzten Jahren fast tagtäglich zusammengearbeitet, aber einige von den Kolleg*innen seitdem nicht persönlich gesehen oder – weil sie während der Pandemiezeit angefangen haben – sogar noch nie persönlich kennengelernt. Es war super, endlich alle wieder zu sehen. Klar macht es einen Unterschied, ob man sich bei MS Teams unterhält oder mit einem Getränk an der Bar. Nicht zuletzt sind diese Veranstaltungen genau das, was die Tätigkeit bei Freshfields so besonders macht.
Aber bei aller Freude darüber, dass wir uns wieder persönlich sehen können, sollten wir nicht vergessen, was wir in den letzten zwei Jahren gelernt haben: Nämlich dass mobiles und flexibles Arbeiten sehr gut funktioniert und wir genau dieselbe Qualität für die Mandant*innen liefern können – und das alles mit aus meiner Sicht ganz wesentlichen Vorteilen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und für die Work-Life-Balance. So ein hybrides Arbeitsmodell bringt natürlich gewisse Herausforderungen für Leadership mit sich. Ich finde es wichtig, dass man Quality Time als Team hat, d.h. wenn man sich sieht – zum Beispiel an Ankertagen im Büro – sollte man die gemeinsame Zeit auch für den persönlichen Austausch nutzen. Meines Erachtens bringt es wenig für das Teamgefüge, wenn man zwar fünf Tage in der Woche physisch im Büro nebeneinandersitzt, aber nicht dazu kommt, sich mit den Kolleg*innen richtig auszutauschen. Das Allerwichtigste in Zeiten von „New Work“ ist, dass man allen Teammitgliedern vertraut, dass sie ihre Aufgaben eigenverantwortlich wahrnehmen.
Ansonsten bedeutet für mich gutes Leadership verlässlich und empathisch zu sein und in stressigen Situationen ruhig zu bleiben. Außerdem sollte eine gute Führungspersönlichkeit transparent damit umgehen, wenn sie selbst etwas nicht weiß oder unsicher ist.
Du hast ein Kind. Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist für Dich wichtig. Im Vorgespräch hattest Du erzählt, dass Du ein besonders flexibel gestaltetes Arbeitszeitmodell hast. Wie sieht das aus?
Genau, ich arbeite flexibel sowohl was die Arbeitszeit als auch was den Arbeitsort angeht. Unser Sohn geht noch in den Kindergarten und mir war es immer wichtig, am Nachmittag Zeit mit ihm zu verbringen. Mein Mann arbeitet auch bei einer großen Wirtschaftskanzlei und wir haben uns entschieden, in einer Art Schichtmodell zu arbeiten, das heißt wir fangen zeitversetzt mit der Arbeit an. Ich beginne in der Regel zwischen 6 und 7 Uhr mit der Arbeit und hole unseren Sohn zwischen 16 und 16.30 Uhr vom Kindergarten ab. Mein Mann hat dafür früh Zeit mit unserem Sohn, bringt ihn gegen 9.30 Uhr in den Kindergarten und arbeitet am Abend entsprechend länger. So sieht jedenfalls der Regelfall aus – es gibt natürlich immer mal wieder Ausnahmesituationen, zum Beispiel wegen Gerichtsterminen oder Mandantenbesprechungen.
Welche Herausforderungen und welche Vorteile bringt dieses Modell mit sich?
Die Vorteile sind, dass ich mit meinem Sohn am Nachmittag Zeit verbringen kann und es trotzdem schaffe, bei großen Mandaten Teamführungsaufgaben wahrzunehmen. Die frühen Arbeitszeiten passen auch gut zu meinem Biorhythmus, weil ich mich frühmorgens am besten konzentrieren kann. Ich erledige in der Zeit vor 9 Uhr schon die schwierigste Aufgabe des Tages, bevor die meisten Kolleg*innen mit der Arbeit beginnen und der E-Mail-Traffic entsprechend anfängt.
Aber ich will nichts schönreden, es gibt natürlich bestimmte Herausforderungen. Die größte Schwierigkeit ist, sich mit anderen Kolleg*innen oder Madant*innen mit vollem Terminkalender abzustimmen und Termine für Telefonate mit größerer Teilnehmerzahl zu finden, weil ich eben ein eingeschränkteres Zeitfenster für Termine habe. Zudem erfordert das Arbeitszeitmodell in besonderem Maße vorausschauendes und strukturiertes Arbeiten. Das heißt ich muss mir immer mit einigem Vorlauf überlegen, mit wem ich mich wann abstimmen muss, weil ich eben im Normalfall nicht einfach spontan am späten Nachmittag bei Kolleg*innen im Büro vorbeischauen kann. Eine weitere Herausforderung ist, dass es schon vorkommen kann, dass ich abends noch etwas für die Arbeit erledigen muss, wenn mein Sohn schläft. Das macht die Spanne des gesamten Arbeitstags dann ziemlich lang.
Aber die Vorteile überwiegen aus meiner Sicht ganz klar. Manchmal denke ich mir, dass ich meine Arbeitszeit schon viel früher – also auch ohne Kind – ein bisschen nach vorne hätte verschieben sollen.
Wie reagieren Kolleg*innen und Mandant*innen auf dieses Modell – falls letztere es überhaupt bemerken, dass Deine Arbeitszeiten flexibel sind?
Ich habe das große Glück, dass sowohl Kolleg*innen als auch Mandant*innen in der Regel sehr verständnisvoll oder sogar ermunternd positiv reagieren. Insbesondere werde ich oft von jüngeren Kolleg*innen auf mein flexibles Arbeitsmodell angesprochen.
Im Freshfields-Dispute Resolution-Team funktioniert das flexible Arbeiten aus zwei Gründen besonders gut: Zum einen arbeiten wir nahtlos in größeren Teams zusammen, so dass wir uns innerhalb des Teams den Staffelstab auch während des Tages gut übergeben können. Ich bin auf keinem Mandat die einzige Person, die in der Sache Bescheid weiß und zum Beispiel Arbeitsprodukte vorantreiben kann oder in Telefonaten sprechfähig bin. Zum anderen ist und war die Erwartungshaltung der Partner*innen schon immer, dass Projekte gut laufen müssen und es zweitrangig ist, wann die Arbeit hierfür erledigt wird. Da profitieren wir schon von einem erheblichen Vertrauensvorschuss.
Die Mandant*innen wissen auch, dass ich flexibel arbeite bzw. zu bestimmten Zeiten etwas schwieriger zu erreichen bin, weil ich nach ein paar Wochen der Zusammenarbeit von meiner flexiblen Arbeitsweise erzählt habe. Die Reaktionen waren erfreulicherweise durchweg positiv und es haben sich daraus auch sehr interessante Gespräche ergeben – gerade nach der Erfahrung mit Covid-19 gestalten viele Mandant*innen ihren Arbeitsalltag auch flexibler, sei es wie ich zur Kinderbetreuung oder für Haustiere, Sport oder andere Hobbies.
Im Übrigen glaube ich nicht, dass die Mandant*Innen durch meine flexible Arbeitsweise irgendwelche Nachteile haben – sollte ich mal nicht erreichbar sein, sind meine Teamkolleg*innen sprechfähig und ich melde mich zuverlässig zum nächstmöglichen Zeitpunkt zurück.
Was gehört für Dich persönlich zu einer guten Vereinbarkeit von Beruf und Familie?
Ganz wichtig ist für mich eine Partnerschaft, in der sich beide Elternteile aufeinander verlassen können, und gegenseitiges Vertrauen haben, dass der andere Teil seinen Familienaufgaben zuverlässig nachkommt – denn beide sind gleichberechtigte Elternteile und haben dementsprechend auch gleichermaßen Verantwortung für die Familie. Ganz persönlich finde ich es wichtig, dass kein Partner von dem anderen verlangt, aus familiären Gründen beruflich kürzer zu treten. Auf längere Sicht könnte das unglücklich machen, wenn es nicht der eigene Wunsch war. Aber das ist natürlich eine ganz individuelle Entscheidung, die jedes Paar gemeinsam treffen muss.
Ein weiterer wichtiger Baustein für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind Betreuungseinrichtungen wie Krippe und Kindergarten, die Verständnis für berufstätige Eltern haben und idealerweise auch recht flexible Bring- und Abholzeiten haben. In unserer Betreuungseinrichtung gibt es zum Beispiel längere Öffnungszeiten, die wir nur selten in Anspruch genommen haben. Die bloße Möglichkeit, in besonderen Fällen, zum Beispiel bei Reisen zu Mandantenbesprechungen, eine längere Betreuung zu haben, ist so viel wert. Genauso wichtig ist aber auch ein aufgeschlossenes und zeitgemäßes Mindset der Betreuer. Das heißt, dass diese beide Elternteile gleichermaßen ansprechen und nicht davon ausgehen, dass zum Beispiel bei Krankheit des Kindes grundsätzlich nur die Mutter die richtige Ansprechpartnerin ist.
Und der allergrößte Luxus ist, wenn Großeltern bei der Betreuung der Kinder oder auch einfach bei den sonstigen To-Dos helfen können.
Was können aus Deiner Sicht Kanzleien dazu beitragen, dass Beruf und Familie für Rechtsanwält*innen leichter vereinbar ist?
Die Atmosphäre innerhalb der Kanzleien bzw. den einzelnen Teams ist entscheidend für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Aus meiner Sicht ist die wichtigste Voraussetzung damit das gelingt, dass die Kanzleien ihren Rechtsanwält*innen so viel Flexibilität wie möglich im Hinblick auf Arbeitszeit und Arbeitsort geben. Der Hochglanzrecruitment-Flyer wird bestimmt bei den meisten Kanzleien die Möglichkeit für flexibles Arbeiten anpreisen, entscheidend ist aber, wie die Flexibilität tatsächlich gelebt wird. Die Kanzleien sollten darauf vertrauen, dass die Kolleg*innen mit einem flexiblen Arbeitszeitmodell Mandate genauso gut führen wie alle anderen Kolleg*innen ohne eigene Kinder in den eher traditionellen Arbeitszeiten und dass flexible Arbeitszeiten insgesamt nicht weniger Arbeit bedeuten.
Ansonsten finde ich es wesentlich einfacher, in Teams zu arbeiten, so dass sich die Teammitglieder gegenseitig vertreten können – aber das hängt natürlich stark vom Zuschnitt des jeweiligen Mandats ab.
Schließlich wäre es großartig, wenn Kanzleien noch häufiger ganz praktisch bei der Suche nach guten Betreuungsplätzen unterstützen würden. Ich habe extrem davon profitiert, dass Freshfields mir einen Betreuungsplatz für Krippe und Kindergarten angeboten hat. Aus meiner Sicht ist das einer der besten Anreize, damit gute Mitarbeiter*innen längerfristig bei der Kanzlei bleiben.
Alles in allem gibt es natürlich noch einige Aspekte, wie Kanzleien zu einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie beitragen können, aber wir sind auf dem richtigen Weg und nach meiner Wahrnehmung hat sich in letzter Zeit auch schon viel getan.
In letzter Zeit setzen einige Kanzleien – insbesondere für die Unterstützung von Massenverfahren im Bereich Litigation – verstärkt Projektjurist*innen ein. Freshfields ist dabei, an mehreren Standorten eine extra Einheit aufzubauen. Was sind die Vor- und Nachteile dieses Modells aus Sicht der Projektjurist*innen und warum sind Projektjurist*innen aus Sicht der Kanzlei so wichtig?
In der Tat haben wir eine eigene Einheit für die Vertretung unserer Mandant*innen in Masseklagenkomplexen in Deutschland gegründet und eröffnen hierfür Büros an mehreren Standorten außerhalb „klassischer Anwaltsmetropolen“. Dies hat für die Kanzlei den Vorteil, dass sich die Anreisezeit zu den Land- und Oberlandesgerichten deutlich reduziert. Für unsere neuen Kolleg*innen hat es den Vorteil, dass sie direkt vor Ort in Städten wie Nürnberg und Münster für Freshfields an spannenden Mandaten arbeiten können.
In unserer neuen Einheit setzen wir dabei gerade nicht auf Projektjurist*innen, sondern auf Litigator, das heißt auf den Bereich Prozessführung spezialisierte Rechtsanwält*innen. Unsere Litigator führen die Einzelverfahren über deren gesamten „Lebenszyklus“, d.h. von der Klageerhebung über verschiedene Schriftsatzrunden, die Wahrnehmung der Gerichtstermine, bis zur Führung des Berufungsverfahrens etc. Neben der klassisch-juristischen Ausbildung am Fall bekommen unsere Litigator dabei auch einen unmittelbaren Einblick in die Arbeit mit Legal Tech. Denn der Prozess der digitalen Transformation, in dem wir uns als Anwaltschaft insgesamt befinden, wird nach meiner Erfahrung in wenigen anderen Bereichen so sichtbar wie bei Masseklageverfahren.
Das berufsbegleitende Ausbildungsprogramm ergibt zusammen mit den praktischen Erfahrungen letztlich ein zukunftsfähiges und aussichtsreiches Fundament für die weitere Karriere – sei es in der Anwaltschaft, in der Justiz oder Inhouse.
Wir freuen uns jedenfalls über weitere Kolleg*innen, die Lust haben, Teil unseres Litigator-Teams zu werden!
Hast Du einen Ratschlag für Jurist*innen, die gerne als Rechtsanwält*in in einer internationalen Wirtschaftskanzlei arbeiten möchten, aber nicht wissen, ob für sie dort Familie und Beruf vereinbar sind?
Unbedingt einfach ausprobieren und schauen! Vielleicht wird dann die ein oder andere Kollegin oder der ein oder andere Kollege überrascht sein, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gerade in internationalen Wirtschaftskanzleien gut funktionieren kann, weil die Arbeitsstrukturen und das Mindset oft besonders aufgeschlossen im Vergleich zu kleineren Einheiten sind.
Und wenn Kolleg*innen schon dabei sind und Zweifel haben, ob sie weiterhin in einer internationalen Wirtschaftskanzlei tätig sein wollen, wäre mein Tipp: Sich in regelmäßigen Zeitabständen immer wieder neu zu fragen, ob das derzeitige Arbeitszeitmodell und die Betreuungssituation noch passen. Oftmals machen schon kleinere Anpassungen einen riesigen Unterschied und man sollte keine Scheu haben, solche Anpassungsvorschläge mit Partner*innen und Teammitgliedern zu besprechen.
Wie wichtig sind Netzwerke für Dich?
Ohne Netzwerke geht es aus meiner Sicht nicht. Das gilt in meinem Fall besonders für das Netzwerk innerhalb der Kanzlei – wir können große Massenklage-Projekte nur dann erfolgreich betreuen, wenn wir die Themen effizient bearbeiten. Und das bedeutet, dass wir arbeitsteilig arbeiten und sich verschiedene Teammitglieder Spezialwissen aneignen. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht quer über alle Standorte mit Teammitgliedern kommuniziere, um genau von diesem Spezialwissen zu profitieren.
Welche Vorbilder hast Du auf Deinem Karriereweg?
Für mich gibt es vor allem eine vorbildliche Eigenschaft: Da wir im Dispute Resolution-Team bei Freshfields in einer Art „Poolsystem“ arbeiten und die Teams für jedes Mandat neu zusammengesetzt werden, habe ich im Laufe der Jahre mit verschiedensten Kolleg*innen zusammengearbeitet. Sie alle haben und hatten ganz unterschiedliche Arbeitsweisen, aber eine Eigenschaft teilen sie alle: Auch in stressigen Situationen ruhig und gelassen zu bleiben und die Nerven nicht zu verlieren. Diese Eigenschaft ist meines Erachtens extrem wichtig, da die Ruhe in das gesamte Team ausstrahlt.
Welche Juristin hat Dich so inspiriert, dass sie als Vorbild für breaking.through nominiert werden sollte? Wieso?
Meine ehemalige Kollegin Dr. Denise Bauer-Weiler, die inzwischen Mitglied des Vorstands der UBS Europe SE ist – sie ist unglaublich clever, strukturiert und trotz ihres Erfolgs sympathisch natürlich geblieben. Soweit ich weiß, habt Ihr allerdings schon ein Interview mit ihr geführt.
Vielen Dank für das spannende Interview!
Frankfurt am Main / München, 24. Juli 2022. Dr. Katharina Shingler hat die Fragen schriftlich beantwortet. Die Fragen stellte Marina Arntzen, LL.M.
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